Project Details
Description
Kredite laufen, so sagt man, doch wohin gehen sie? Hinter dieser seltsam klingenden Frage steckt ein heuristisches Problem, das im Zentrum des Projekts steht. Bisher hat sich die historische Kreditforschung vor allem damit beschäftigt, wie Kredite soziale Beziehungen stiften, wie die unternehmerische Absicherung funktioniert und wie Schuldenrückzahlungen rechtsstaatlich garantiert werden. Die Kapitalismusforschung wiederum erkennt zwar die Systemhaftigkeit von Krediten, zeigt aber wenig Interesse an deren „Verkehr“, so eine zeitgenössische Bezeichnung aus dem 19. Jahrhundert. Hier setzt das Projekt an, das sich am Beispiel von Ratenkrediten mit Dynamiken und kapitalistischen Entwicklungen im deutschsprachigen Europa (Deutschland/Kaiserreich, Habsburgermonarchie, Schweiz) auseinandersetzt.Eine forschungsleitende These des Projekts lautet, dass die Expansion des Ratenkreditnexus einer klassen-und geschlechtsspezifischen Logik folgte. Nicht nur waren es mehrheitlich besitzarme Unterklassen, die auf Abzahlung kauften, auch materialisierte sich der Kredit primär in Nähmaschinen und Möbeln, also durables, deren Ort und Verwendungszweck der Haushalt und damit die Frauen zugeschriebene gesellschaftliche Sphäre war.Um diese These zu prüfen, werden Ratenkredite als ein dichtes Gefüge aus persönlichen Kontakten und sozialen Praktiken problematisiert, für dessen Aufbau und Instandhaltung seit den 1840er Jahren neue materielle Grundlagen und formelle Regeln geschaffen wurden. Zur Untersuchung dieses Kreditgefüges werden methodische Anleihen bei der Geschlechtergeschichte und der praxeologischen Kapitalismusgeschichte gemacht.
Status | Finished |
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Effective start/end date | 8/1/18 → 9/30/20 |
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- History