Détails sur le projet
Description
Ausgehend von der Entscheidung des deutschen Bundesverfassungsgerichts zu «Metall auf Metall» (BVerfG, Urt. v. 31.5.2016, 1 BvR 1585/13), erörtert die an der Universität Luzern (Prof. Malte-Christian Gruber) angebundende Forschungsarbeit rechtlich-grundlagenbezogene Aspekte eines Urheberrechts für das digitale Zeitalter. Im Streit um eine zweisekündige Musiksequenz (sog. Sample) betont das Gericht die «kunstspezifische» Auslegung urheberrechtlicher Normen und zeigt im Rahmen der Abwägung zwischen der Kunstfreiheit und dem Recht auf Eigentum Wege für ein zeitgemässes urheberrechtliches Verständnis von digitaler Kulturproduktion auf. Die rechtstheoretisch ausgerichtete Dissertation macht sich diese Ansätze zunutze und greift ergänzend auf Meinungen der Lehre und Nachbarwissenschaften zurück, um ein an traditionellen Institutionen rückgebundenes Modell der digitalen Allmende zu erörtern.Anhand der im Urteil relevanten Musikpraxis des digitalen Samplings, geht Dario Henri Haux grundlegenden Zweifeln am Bestand einer allgemeinen Prämisse des Urheberrechts nach: dem Verständnis einer Einzelurheberin, die ex-nihilo Werke schafft und konsequenterweise auch alleine zur Verwertung der Rechte befugt ist. Im Gegensatz dazu steht die Erkenntnis, dass die Entstehung von Kultur durch Zusammenarbeit geprägt ist - Texte, Bilder sowie Musik aufeinander aufbauen. Mithilfe von Initiativen wie Open-Access wird mit zunehmenden Erfolg versucht, diese Grundentscheidungen des Urheberrechts zu hinterfragen. Gleichzeitig treten insbesondere im Bereich des Rechts starke Beharrungskräfte zutage, die an Zuschreibungen etwa in Form von Eigentumsrechten als Ausschliesslichkeitsrechten festhalten, die indes von «Zugangsregeln» abgelöst werden könnten.Das Forschungsvorhaben nimmt die vom Gericht aufgezeigten Interpretationen zum Anlass, sich mit Konzepten des Raums, der Beteiligten und digitaler Kultur aus einer interdisziplinären Perspektive auseinanderzusetzen. Hierbei bedarf es einer differenzierten Annäherung an rechtliche- sowie auch philosophische- und soziologische Modelle, etwa von Bruno Latour. Seine Akteur-Netzwerk-Theorie ermöglicht es, die Netzwerkstrukturen und Abhängigkeiten nicht nur zwischen den Beteiligten, sondern auch zwischen den Werken und Beteiligten, jeweils beeinflusst durch das Recht, nachzuvollziehen. Auch wird die Fluidität, welche sich beispielhaft im Entstehen, Bearbeiten und Verschwinden der Werke manifestiert, angesprochen.Dario Henri Haux nähert sich diesen Herausforderungen an, indem er seiner Arbeit die traditionelle Allmendeinstitution zugrunde legt und insbesondere mithilfe der «Verfassung der Allmende» von Elinor Ostrom die Eigenschaften, Konfliktlösungsmechanismen und Kooperationsmuster dieser Systeme nachvollzieht. Hierbei wird deutlich, dass es sich bei der Allmende um kein regel- und pflichtenloses Kollektivphänomen handelt, sondern ein langlebiges Fortbestehen nur dank klarer Strukturen, der zentralen Stellung der Ressourcen und der Beteiligten jeweils untereinander sowie durch ein ausdifferenziertes Verhältnis zum Staat und Recht möglich war.
Statut | Terminé |
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Date de début/de fin réelle | 12/1/19 → 5/31/20 |
Financement
- Schweizerischer Nationalfonds zur Förderung der Wissenschaftlichen Forschung
Keywords
- Filosofía
- Historia
- Derecho