The Technical Language of Decolonization. 'Development' and International Organization in Africa (1958-1975)

Das Forschungsprojekt untersucht Bedeutung und Funktionen von Wissen über „Entwicklung“ in internationalen Organisationen vor dem Hintergrund der Dekolonisation und der damit verbundenen Neuordnung der Nord-Süd-Beziehungen. Es richtet den Blick auf den afrikanischen Kontinent, wo um 1960 eine postkoloniale Ebene internationaler Organisation zu entstehen begann. Die Einrichtung der UNO-Kommission für Afrika (UN Economic Commission for Africa, UNECA) im Jahr 1958 war von grosser symbolischer Bedeutung, weil mit der Kommission die erste potentiell gesamtkontinentale internationale Organisation in Afrika gegründet wurde. In ihren ersten Bestehensjahren fungierte die UNECA als wichtigstes Forum auf dem Kontinent für entwicklungspolitische Debatten. Parallel dazu versuchte die Kommission einen neuen Zugang zu „Entwicklung“ zu schaffen, der die universalistischen Grundannahmen der Entwicklungsökonomie mit afrikanischen Partikularitäten vereinen sollte.Das Projekt argumentiert, dass in afrikanischen internationalen Organisationen zirkulierendes Wissen über „Entwicklung“ eine wichtige Ressource war in der Deutung und Gestaltung der Neuordnungsprozesse um 1960. Aus einer wissens- und globalgeschichtlichen Perspektive wird nach den Formen des Zusammenwirkens von internationaler Organisation, Entwicklungsexpertise und Dekolonisation gefragt.Ein so konzipiertes Forschungsvorhaben ist in zweierlei Hinsicht von Bedeutung: Erstens kann es einen Beitrag leisten zum besseren historischen Verständnis des Entwicklungskonzepts, das bis heute als Leitkategorie das politische und öffentliche Verständnis der Nord-Süd-Beziehungen prägt. Zweitens erhellt das Projekt die Rolle internationaler Organisationen, deren Zahl und Bedeutung seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs stark zugenommen hat, in der Gestaltung dieser Beziehungen.